Aus: Neue Westfälische, 09.05.2019 – von Andrea Rolfes
Breitband-Ausbau: Bund und Land schießen 23 Millionen Euro zu. Unterversorgte Randlagen kommen kostenlos zum Zuge. 400 Unternehmen und 60 Schulen profitieren
Bielefeld. Schnelles Internet ist für Teile der Stadt immer noch nicht selbstverständlich. Viele Bielefelder, die in unterversorgten Randgebieten leben oder arbeiten, surfen aktuell im Schneckentempo. Hart trifft es die Unternehmen in den außen gelegenen Gewerbegebieten. Unternehmer fordern seit Jahren einen besseren Breitbandausbau. Der soll jetzt kommen.
In den nächsten drei Jahren werden die weißen Flecken im Stadtgebiet ans Glasfaser-Netz angeschlossen. Konkret gilt das für 1.900 Gebäude, darunter 400 Gewerbeunternehmen und 60 Schulen. Der Bund und das Land NRW fördern das Vorhaben mit 23,3 Millionen Euro. Mit dem Geld ist es möglich, auch die Gebiete anzuschließen, in denen sich die Verlegung eines Glasfasernetzes wirtschaftlich nicht gelohnt hätte.
Den Auftrag zur Umsetzung erhält die Stadtwerke-Tochter BiTel. DieAuswahldes Netzbetreibers erfolgte über ein Vergabeverfahren mit europaweitem Wettbewerb. BiTel startet mit dem Glasfaserausbau im Sommer. Wo derzeit noch unter 30 Mbit/s gesurft wird, ist dann eine Versorgung von 100 Mbit/s und für Unternehmen und Schulen mindestens ein Gbit/s vorgesehen. Für die Bielefelder in den betroffenen Gebieten ist der Anschluss kostenlos.
Bielefelder surfen vergleichsweise langsam.
Im Süden geht es los im Bereich Eckardtsheim/Dalbke, unter anderem mit der Schule am Schlepperweg und der Theodor-Heuss-Realschule. Im Norden ist laut BiTel-Geschäftsführer Josef Glöckl-Frohnholzer ein Start zwischen Kammerratsheide und Schildesche mit der Hamfeldund der Marienschule geplant. Jeweils quartalsweise soll festgelegt werden, welche der 60 Schulen als Nächstes an der Reihe ist.
Glasfaserkabel werden auf einer Trassenlänge von 330 Kilometern verlegt. Davon werden 145 Kilometer im Tiefbauverfahren verlegt und auf etwa 180 Kilometern sollen vorhandene Freileitungen und Leerrohre genutzt werden. Der Ausbau des Highspeed-Netzes soll im Frühjahr 2022 abgeschlossen sein.
Anfang des Jahres hatte das Vergleichsportal „Check24“ die Surfgeschwindigkeit der 30 größten Städte Deutschlands unter die Lupe genommen. Nach den Zahlen sind die Bielefelder mit durchschnittlich 69,9 Mbit/s am langsamsten unterwegs. Die Breitbandbeauftragte der Stadt, Sonja Opitz, beruft sich auf andere Zahlen: Laut dem Breitbandatlas NRW würden derzeit 83 Prozent der Haushalte in Bielefeld mit einer Anschlussqualität von 50 Mbit/s und mehr versorgt. Auch diese Zahl ist vergleichsweise schlecht.
Dass die Highspeed-Versorgung in der Stadt noch ausbaufähig ist, war Opitz nicht neu. Sie hatte sich verstärkt für den Erhalt der Fördergelder eingesetzt, weil vor allem Unternehmer der Stadt vehement schnelleres Internet gefordert hatten. Zumal die ländlichen Gebiete bei den privatwirtschaftlichen Plänen der Stadtwerke-Gruppe außen vor geblieben wären. Nun ist der Breitband-Ausbau in Schulen und weißen Flecken ein Baustein der Gesamtstrategie.
Die Stadtwerke investieren bereits in ein schnelleres Netz. Stadtwerke-Geschäftsführer Martin Uekmann: „Unser Ziel ist es, in zwölf Jahren ein flächendeckendes Glasfaserangebot in der gesamten Stadt anzubieten.“ Das Unternehmen will 280 Millionen Euro investieren. 70.000 Häuser sollen in den nächsten Jahren angeschlossen werden. Dann sollen Geschwindigkeiten von bis zu 400 Mbit/s möglich sein.
Ein Anfang ist gemacht. Seit Mitte 2018 werden in Sudbrack 15 Kilometer Glasfaserkabel für den Anschluss von rund 900 Häusern verlegt. 150 Anschlüssesind inzwischenaktiv geschaltet. Ab Juni geht es in Altenhagen weiter.
„Für den Breitbandausbau werden wir an vielen Orten in der ganzen Stadt buddeln müssen“, sagt Oberbürgermeister Pit Clausen. Das bedeute viele Baustellen. Er hoffe aber, dass die Begeisterung über schnelles Internet in Einvernehmlichkeit mit den Einschränkungen auf der Straße einhergehe.