Von: landeszeitung.de, 11.02.2017
Telekom kündigt Kundenverträge
Analoge Anschlüsse in der Region werden zwangsumgestellt – Kommunale Netzbetreiber sprechen von Kalkül
Die Telekom kündigte auch Francisco Alcantara den Vertrag. Foto: t&w
VON ROBIN WILLIAMSON
Hohnstorf. Der Brief von der Telekom kam für Francisco Alcantara aus Hohnstorf völlig überraschend. Darin heißt es: „Da wir Ihren Vertrag nicht ohne Ihr Einverständnis ändern dürfen, sind wir leider formell dazu verpflichtet, Ihren Vertrag über Ihr bisheriges Anschlussprodukt (…) zu kündigen (…) Das heißt: Ihr Anschluss wird am 1. März abgeschaltet“ Alcantara verstand nicht, was das sollte. „Ich habe mich sehr gewundert, anderen im Ort wurde nicht gekündigt.“
Der Grund dafür liegt in der Umstellung der Anschlüsse auf IP-Technologie, erklärt Stefanie Halle von der Telekom. „Dazu müssen wir rechtlich einen neuen Vertrag abschließen.“ Bei der IP-Technologie finden die Telefongespräche über Internet-Datenleitungen statt, nicht mehr über die Telefonleitung. Alcantara hatte noch einen Analoganschluss – der könne in Zukunft nicht mehr bedient werden. Und wer einen ISDN-Anschluss hat, soll bis 2018 umgestellt werden. „Technisch ist die Umstellung bei reinen Telefon-Anschlüssen sehr einfach und erfolgt geräuschlos im Hintergrund.“ Auf die Kunden kämen keine zusätzlichen Kosten zu. Alcantara kritisiert jedoch, dass ihm als Bestandskunde kein Angebot unterbreitet wurde. „Ich konnte nur bei gleichen Konditionen verlängern, jeden Neukunden behandeln sie besser.“
Neue Kontrakte habenzwei Jahre Laufzeit
Nur mit Mühe schaffte er es, ein besseres Angebot auszuhandeln. Abgeschlossen sei der Vertrag noch nicht, gelte aber dann für 24 Monate. Lieber gewesen wäre ihm der Anschluss ans Glasfasernetz des Landkreises Uelzen, der im Laufe des Jahres kommen soll – doch das geht wohl erst in zwei Jahren. Dass die Telekom genau jetzt solche Briefe verschickt, ärgert kommunale Netzbetreiber sehr. „Natürlich steckt da Kalkül hinter, das grenzt schon an Nötigung“, sagt etwa Uwe Luhmann, Geschäftsführer des Netzbetreibers ElbKom, der momentan ein Glasfasernetz von Bardowick über die Samtgemeinde Elbmarsch bis nach Gellersen baut.
Auch in der Elbmarsch und anderen ländlichen Gebieten seien solche Briefe verschickt worden, erinnert er sich. „Die Telekom will damit nur die Kunden an sich binden, durch neue Verträge mit zweijähriger Laufzeit.“Überall grätsche die Telekom in laufende Projekte ein, wie auch in Hohnstorf bei Bienenbüttel. Glasfaserkabel seien wesentlich leistungsstärker als die Kupferleitungen der Telekom – mit ihrem Vorgehen zwinge der Konzern die Bürger dazu, vor dem Glasfaser-Start ein schlechteres Angebot anzunehmen. Die Telekom zeigt sich von den Vorwürfen unbeeindruckt. Es sei Landkreis und Gemeinden bekannt gewesen, dass die Telekom in Lüneburg und Umgebung schnelles Internet ausbauen würde, sagt Stefanie Halle. „Es herrscht nun einmal Wettbewerb auf dem Markt.“ Es stelle sich durchaus auch einmal die Frage, warum die kommunalen Netzbetreiber nicht das Gespräch mit dem Konzern suchen – „statt medial nur zu jammern.“ Das Netz könne von allen anderen Anbietern genutzt werden. In diesem Zusammenhang hätten sich viele Netzbetreiber bereits bei der Bundesnetzagentur beschwert, berichtet Luhmann. Von der Telekom habe es keine Reaktion darauf gegeben.