Surfen ohne Lücken

54 Kommune21 · 10/2015 www.kommune21.de

Eichenzell

Surfen ohne Lücken Die hessische Kommune Eichenzell ist nicht nur Vorreiter beim Thema Breitband-Ausbau: Derzeit entsteht in der Gemeinde auch eine öffentliche WLAN-Infrastruktur für den schnellen mobilen Zugang ins Netz.

Die schnellsten Internet-Zugänge Deutschlands gibt es heute in der hessischen Gemeinde Eichenzell. Bürger und Unternehmen surfen in der Kommune mit 500 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) Public_WLAN_Eichenzelldurchs Internet. Möglich macht das eine hochleistungsfähige FTTH-Glasfaserinfrastruktur (Fibre-to-the-Home,), die der Eigenbetrieb Breitband Eichenzell seit zwei Jahren aufbaut. Rund 1.900 Haushalte und Unternehmen in der 11.200 Einwohner zählenden Gemeinde haben sich bereits für einen Anschluss an das Glasfasernetz entschieden. Gepachtet wird das kommunale Breitband-Netz von der Firma Rhönnet. Der Internet- Service-Provider stellt den Bürgern und Unternehmen Highspeed- Internet, Festnetz-Telefonie und TV-Angebote über die Glasfaserleitungen zur Verfügung.

Beim Ausbau der Netzwerk-Infrastruktur mit technischen Experten der Firma Danes entstand die Idee, nicht nur die Haushalte und Unternehmen mit hochleistungsfähigen Web-Zugängen zu versorgen, sondern auch schnelles WLAN an öffentlichen Plätzen anzubieten. In Bürgerhäusern, Kultur- und Jugendeinrichtungen, Kindergärten und anderen Gemeindegebäuden sollten Bürger und Gäste mit hoher Geschwindigkeit drahtlos ins Internet gehen können.

Benjamin Günder vom Eigenbetrieb Breitband Eichenzell sagt: „Für die Umsetzung dieses Konzepts waren neben technischen Herausforderungen auch zahlreiche organisatorische und rechtliche Fragen zu lösen. Vor allem mit den Themen Datenschutz und Sicherheit mussten wir uns intensiv auseinandersetzen.“ Das Projekt-Team arbeitete daher bei der Planung des WLAN-Angebots nicht nur mit Netzwerkspezialisten, sondern auch mit einem Datenschutzexperten von Danes zusammen.

Die technische Infrastruktur für die öffentlichen WLAN-Hot-Spots in Eichenzell basiert auf Komponenten von Aruba Networks. Die eingesetzten Access Points unterstützen den aktuellen WLAN-Standard 802.11ac und bieten Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 1,9 Gigabit pro Sekunde, sodass auch für die Zukunft genügend Bandbreite vorhanden ist. An jedem Standort führte das Projekt-Team zunächst eine professionelle Funkausleuchtung durch, um die optimalen Montagepunkte für die Access Points zu ermitteln und so eine lückenlose Netzabdeckung zu erreichen. Je nach Einsatzort wurden dann robuste Indoor- oder Outdoor-Geräte installiert. „Mit den wetterfesten Access Points für den Außenbereich haben wir zum Beispiel ein Sportgelände im Gemeindegebiet komplett drahtlos vernetzt“, erklärt Steffen Strott von LAN Consult Hamburg, Leiter des Projekt-Teams.

Bei der Montage der Access Points empfiehlt Strott auch auf Sicherheitsaspekte zu achten. „Um Vandalismus vorzubeugen, haben wir die Geräte in möglichst großer Höhe und eher versteckt angebracht – aber natürlich so, dass die Sendeleistung nicht beeinträchtigt wird.“ Gesteuert und verwaltet werden alle Access Points im Gemeindege- Highspeed-Internet: Infoterminal im Bürgerbüro. Eichenzell biet über die zentrale Management- Lösung von Aruba. Der Administrationsaufwand ließ sich dadurch minimieren: Neue Geräte holen sich nach der Montage automatisch alle benötigten Einstellungen aus dem Netzwerk und müssen nicht erst manuell konfiguriert werden. Auch die Überwachung der Endgeräte erfolgt zentral.

Mit dem ClearPass-Server bringt die Aruba-Lösung zudem alle Funktionen für einen sicheren Gastzugang mit – von der Authentifizierung über die Autorisierung bis hin zur Abrechnung. „Sicherheit spielte bei der Einrichtung der öffentlichen Hot Spots von Anfang an eine Schlüsselrolle“, sagt Benjamin Günder. „Die gesamte Kommunikation im WLAN wird durch WPA-PSKTechnologie durchgängig verschlüsselt.“ Um Zugriff auf das drahtlose Netzwerk zu erhalten, muss sich jeder Anwender einmalig registrieren. Dabei ist auch die Zustimmung zu den Nutzungsbedingungen erforderlich, die gemeinsam mit dem Datenschutzexperten von Danes erarbeitet wurden. Missbräuchliche Nutzungen wie illegale Downloads oder die Verbreitung von Spam sind darin untersagt.

Sobald der Anwender einmal registriert ist, kann er sich mit seinen Zugangsdaten an allen Hot Spots im Gemeindegebiet anmelden. Bestimmte Verbindungsdaten des Anwenders werden von Rhönnet für einen Zeitraum von zwei Wochen gespeichert. Dazu gehören der Nutzungszeitraum, das abgerufene Datenvolumen sowie die IP- und MAC-Adresse des Endgeräts. „Wir sind damit künftig in der Lage, mögliche Anforderungen an Hot-Spot-Betreiber durch die geplante Vorratsdatenspeicherung zu erfüllen“, sagt Roger Marschewski, Geschäftsführer von Rhönnet. „Dritten werden die Kundendaten aber nur dann zugänglich gemacht, wenn Rhönnet hierzu nach Datenschutzrecht berechtigt oder verpflichtet ist, zum Beispiel bei der Anfrage einer Ermittlungsbehörde. Nach dem definierten Aufbewahrungszeitraum werden die Daten sicher gelöscht.“

Derzeit ist der Zugang zu den WLAN-Hot-Spots in Eichenzell auf Anwender beschränkt, die mindestens 18 Jahre alt sind. Zukünftig sollen aber auch minderjährige Nutzer das Angebot in Anspruch nehmen können. Im nächsten Schritt plant Rhönnet nun auch die Bereitstellung von Schnupperzugängen und kostenpflichtigen Tagespässen für Gäste und Touristen, die keine Kunden des Eichenzeller Breitband- Netzes sind.

„Das Mobilfunknetz in Eichenzell ist noch immer recht langsam und lückenhaft. Außerhalb der Hot Spots und in kleineren Ortsteilen macht das mobile Surfen im Web keinen Spaß, sodass auf jeden Fall ein Bedarf für einen flächendeckenden drahtlosen High-Speed-Zugang ins Internet besteht“, resümiert Steffen Strott. Rund zehn öffentliche Hot Spots hat Rhönnet bisher in den verschiedenen Ortsteilen von Eichenzell eingerichtet, mindestens 20 weitere Hot Spots werden folgen.

Von Holger Hespelein, freier Journalist in München.

Quelle: www.kommune21.de mit freundlicher Genehmigung