Aus: Lüneburger Landeszeitung, 11.08.2017 – zum Originalartikel von Ingo Petersen
Heiligenthal. Noch 71 Tage und 16 Stunden, das zeigte die Uhr auf der Internetseite www.glasfaser-bardowick-gellersen.de am Mittwoch um 8 Uhr an. Die Uhr läuft noch bis Freitag, 20. Oktober. Bis dahin müssen sich die Menschen in der Samtgemeinde Gellersen und großen Teilen der Samtgemeinde Bardowick entscheiden, ob sie am regionalen Glasfaserprojekt teilnehmen wollen. Mindestens 60 Prozent der Haushalte müssen dabei sein, damit das Projekt umgesetzt werden kann.
„Schon jetzt können wir jedem Endkunden Bandbreiten von 1000 Mbit/s anbieten“, sagt Matthias Theisen, Geschäftsführer des Internetanbieters NGN Telecom GmbH aus Unterschleißheim bei München. Die NGN hatte die europaweite Ausschreibung als Diensteanbieter für die Region gewonnen. Wird das Projekt verwirklicht, wird sie das Netz von der Elbkom (Elbmarsch Kommunal Service AöR) pachten.
Bis dahin sei noch viel zu tun, kündigten Theisen, Uwe Luhmann als Vorstand der Elbkom und Franz-Peter Sprung vom Ingenieurbüro LAN Consult an. Zur Einstimmung berichteten sie in der Wassermühle Heiligenthal den Bürgermeistern und Verwaltungsspitzen aus den Gemeinden über den aktuellen Stand.
Für ihn sei eine Verwirklichung des Glasfaserprojekts „eine Krönung“ seiner Zeit als Bürgermeister der Samtgemeinde Gellersen, erklärte Samtgemeindebürgermeister Josef Röttgers. „Das ist eine Chance für die Region“, sagte sein Bardowicker Kollege Heiner Luhmann.
Das Prinzip der Breitbandprojekte für Gellersen und Bardowick: Die Elbkom, die das auch schon in der Samtgemeinde Elbmarsch getan hat, schafft die Infrastruktur vom Tiefbau bis zum verlegten Glasfaserkabel, die NGN pachtet das fertige Netz, vertreibt die Internetanschlüsse. Sie zahlt dafür an die Elbkom, die so ihre Ausgaben refinanziert.
„In Kirchgellersen herrscht Euphorie, wenn man den Leuten von den Plänen erzählt. Ich nehme jede Wette an, dass wir mit weit über 60 Prozent dabei sind“, erklärte Bürgermeister Jürgen Hövermann. „Locker werden wir die Quote von 60 Prozent erreichen“, sagte auch Radbruchs Bürgermeister Rolf Semrock.
Über Bandbreiten von manchmal 50, oft auch nur 2 oder 1 Mbit/s würden sie in ihren Gemeinden verfügen, berichteten mehrere Bürgermeister. „Manche haben auch gar nichts…“, sagte Hövermann. Auf eine Studie, wonach mittelfristig, bis 2025, 77 Prozent der Haushalte eine Bandbreite von mindestens 500 Mbit/s erwarten, wies NGN-Chef Matthias Theisen hin.
Alle Haushalte in den betreffenden elf Gemeinden sind per Post schon über das Projekt informiert. Ab der ersten Septemberwoche wird die NGN in Bardowick und Reppenstedt mit eigenen Mitarbeitern an drei Tagen pro Woche informieren. Schon ab 15. August laufen in allen teilnehmenden Gemeinden Info-Abende (siehe Info-Kasten).
Wichtig zu wissen sei, so Theisen: Wer bis zum 20. Oktober Vorvertrag und Eigentümererklärung einreicht, bekommt seinen Anschluss kostenlos. Später würden Anschlusskosten von 1250 bis 1850 Euro anfallen. Die 60 Prozent Anschlussquote würde benötigt, so Theisen, „weil wir eigenwirtschaftlich arbeiten. Für das Projekt fließen keine öffentlichen Zuschüsse.“
Der ehrgeizige Zeitplan: Bis Ende 2019, also in wenig mehr als zwei Jahren, sollen alle teilnehmenden Haushalte an das Glasfasernetz angeschlossen sein. Erste Gebiete sollen sogar schon im Laufe des Jahres 2018 fertig sein. Der erste Spatenstich für die Tiefbauarbeiten soll noch in diesem Jahr erfolgen.
Gellersens Verwaltungschef Josef Röttgers sieht es sportlich: „Ich bin zuversichtlich. Wir holen die 60 Prozent.“
Von Ingo Petersen