Ohne Subvention ins Internet

Oerel. Auch in ländlichen Gebieten sei der Ausbau des schnellen Internets ohne öffentliche Zuschüsse möglich. Das meint die SPD und davon überzeugte sich der SPD-Landesvorsitzende Olaf Lies Ohne Subventionen ins Internetauf Einladung seines Rotenburger Landtagskollegen Ralf Borngräber in Oerel. Lies halte das dortige Modell für so interessant, dass es jetzt im Arbeitskreis Wirtschaft der Landtagsfraktion vorgestellt werden soll.

Statt auf die großen Telefongesellschaften zu hoffen, hat Oerel mit einem kleinen Anbieter eine Gesellschaft gegründet und ein eigenes Glasfasernetz geschaffen. Das reicht bis in jeden Haushalt. ?Die Geschwindigkeit beträgt mindestens 50 Megabit ? und zwar nicht nur im Down-, sondern auch im Upload?, erläuterte Oerels Bürgermeister Helmut Ringe (SPD). Wer möchte, der könne über die Leitung zudem mehr als 200 Fernsehprogramme empfangen. Und das alles zu üblichen Preisen für den Endkunden. Bereits 2010 hatte das Bundeswirtschaftsministerium Oerel ausgezeichnet.

Investiert wurden 1,5 Millionen Euro, davon der Löwenanteil frei finanziert. Wenn man wie wir in Zeiträumen von 20 Jahren denkt, rechnet sich das?, erläuterte Heiner Kahmann, Geschäftsführer des Anbieters Sacoin aus Schleswig-Holstein, mit dem Oerel zusammenarbeitet. Unwirtschaftlich erscheine DSL auf dem Land nur, wenn man ?von Shareholdern getrieben Refinanzierungen nach drei Jahren? anstrebe, ergänzte er.

Kahmann ließ laut einer Pressemitteilung nicht unerwähnt, dass es neben großen Vorteilen auch Nachteile bei dem Modell gebe. So müssten zum Beispiel die Anwohner vorher überzeugt werden, einen Vertrag abzuschließen. Denn nur mit genügend Verträgen in der Hand sei es möglich, eine Bank zu finden, die einen Kredit gibt. Dabei dürfe der Zinssatz nicht mehr als etwa vier Prozent betragen. Sonst leide entweder die Wirtschaftlichkeit oder die Preise für die Nutzer werden zu hoch.

An dem Treffen nahm auch der SPD-Fraktionschef im Kreistag, Bernd Wölbern, teil. Im Kreis Rotenburg hat das Thema DSL-Ausbau nämlich einige Brisanz. ?Obwohl Oerel gezeigt hat, wie es auch geht, hat die Kreistagsmehrheit beschlossen, einen großen Anbieter massiv zu fördern. Insgesamt sollen aus den Kassen der Gemeinden und des Kreises 12 Millionen Euro in die Taschen der EWE wandern?, kritisierte Wölbern.

Borngräber ergänzte: ?Auch ein Ausbau nach dem Oereler Modell hätte Kreis und Gemeinden wohl Geld gekostet. Das Netz wäre dann aber im Eigentum der Kommunen, und wir hätten alle Optionen mit Glasfaser. Stattdessen wird subventioniert und privatisiert, und es bleibt bei veralteten Kupferkabeln.? (ZZ/tk)