Aus: Lüneburger Landeszeitung, 08.03.2019 – zum Originalartikel von Dennis Thomas
Bardowick/Reppenstedt. Der geplante Aufbau eines eigenen Glasfasernetzes in den Gemeinden Bardowick, Vögelsen und Reppenstedt durch die Firma NGN Telecom ist gescheitert. Zu gering war dem Unternehmen offenbar die Vorvertragsquote zwischen 35 und 40 Prozent der Haushalte, die 2018 ihr Interesse bekundet hatten.
Mangels Wirtschaftlichkeit hat der Investor nun einen Rückzieher gemacht. Das ist aber nur ein Grund. Bardowicks Samtgemeindebürgermeister Heiner Luhmann sagt: „Da im vergangenen Jahr organisatorische Schwierigkeiten seitens des Investors offensichtlich wurden, haben wir uns entschlossen, das Projekt selbst in die Hand zu nehmen.“ Jetzt stehen die Samtgemeinden Bardowick und Gellersen vor der Entscheidung, ein eigenes Unternehmen zu gründen, um den privatwirtschaftlichen Ausbau in die Wege zu leiten. Mit diesem Kniff dürften sie quasi in Konkurrenz zum Platzhirsch Telekom gehen.
Gesetzgeber untersagt der öffentlichen Hand, dort tätig zu werden
In den anderen als unterversorgt geltenden Mitgliedsgemeinden läuft der kommunale Breitbandausbau für Gigabit-Geschwindigkeit weiter – in Kooperation mit der ElbKom, dem Eigenbetrieb der Samtgemeinde Elbmarsch. Dort ist NGN Telecom als künftiger Betreiber weiterhin im Boot.
Die Gemeinden Bardowick, Vögelsen und Reppenstedt hingegen sind bislang vom kommunalen Ausbau ausgeschlossen: Denn mit Bandbreiten von 30 MBit pro Sekunde im Download gelten diese Kommunen offiziell als versorgt. Der Gesetzgeber untersagt der öffentlichen Hand, dort tätig zu werden. Den Breitbandausbau müsse dort der Markt selbst regeln. Zur Unzufriedenheit vieler.
Die Samtgemeindebürgermeister Josef Röttgers und Heiner Luhmann hatten zuletzt immer wieder erklärt, in all ihren Mitgliedsgemeinden auch beim Zugang zum schnellen Internet für die gleichen Lebensverhältnisse sorgen zu wollen. Um den gewünschten Ausbau in den drei bislang versagten Kommunen doch noch privatwirtschaftlich umzusetzen, wollen sie eigene Unternehmen mit privater Beteiligung gründen, das geht aus Sitzungsvorlagen für die Samtgemeinderäte Gellersen und Bardowick hervor, die sich Montag und Dienstag damit befassen.
Die Mehrheit will Uwe Krabbe übernehmen
Geplant ist die Gründung einer „Breitbandnetz Verwaltungsgesellschaft mbH“ sowie einer „Infrastrukturgesellschaft GmbH & Co. KG“. Die Mehrheit an der Verwaltungsgesellschaft muss in der Hand eines privaten Akteurs liegen, damit die Kommunen nicht mit dem Gesetz ins Gehege kommen. Die Mehrheit will Uwe Krabbe übernehmen. Er ist Geschäftsführer der Hamburger Firma „LAN Consult“, die bereits bei der Ausarbeitung des kommunalen Netzes mit der ElbKom eng zusammenarbeitet. Mit 12 750 Euro hielte Krabbe einen Geschäftsanteil von 51 Prozent, Gellersen und Bardowick mit jeweils 6125 Euro einen Geschäftsanteil von 24,5 Prozent pro Samtgemeinde. Auf LZ-Nachfrage sagte Krabbe: „Das wird funktionieren. Eine ähnliche Lösung haben wir schon mit kommunalen Partnern in Nordfriesland umgesetzt.“
Dem pflichtet Samtgemeindebürgermeister Heiner Luhmann bei: „Mit dem Knowhow der Unternehmen Lan Consult und ElbKom sowie der finanziellen Leistungsfähigkeit der Samtgemeinden kann sichergestellt werden, dass das Breitbandnetz auch in Bardowick, Vögelsen und Reppenstedt hergestellt wird und die Kommunen bis zum Frühjahr 2020 angeschlossen werden.“
Samtgemeinderat Gellersen tagt öffentlich am Montag
Die geplante Verwaltungsgesellschaft soll die Geschäftsführung und Haftung für die Kommanditgesellschaft übernehmen, die sich wiederum um den Breitbandausbau kümmern soll. An dieser Infrastrukturgesellschaft sollen sich folgende Akteure beteiligen: LAN Consult Holding (Hafteinlage: 1000 Euro), Samtgemeinde Bardowick (4250 Euro), Gellersen (4250 Euro) sowie die ElbKom Elbmarsch Kommunal Service AöR (500 Euro). Stimmen die Samtgemeinderäte diesem Konstrukt zu, wäre der Weg frei für den weiteren Breitbandausbau.