Die Arge Netz GmbH & Co. KG, ein Zusammenschluss von Erzeugern erneuerbarer Energien mit Sitz in Breklum, will mit der Gründung einer Breitband-Gesellschaft ein leistungsstarkes Glasfasernetz in Nordfriesland in den nächsten sechs Jahren aufbauen. Auf einer Informationsveranstaltung in Südtondern betonten deren Vertreter die Bedeutung einer flächendeckenden Breitbandversorgung für die Wettbewerbsfähigkeit der Region. Unterstützt wird ihr Vorhaben von den Ämtern Südtondern und Mittleres Nordfriesland sowie der Gemeinde Reußenköge.
„Das Breitbandnetz ist nicht leistungsstark, teilweise gar nicht vorhanden und die Region wird abgehängt, sofern nicht umgehend vorgegangen wird gegen die Benachteiligung des ländlichen Raums“, appellierte Reinhard Christiansen, Geschäftsführer der Arge Netz. Die Ämter gingen schon länger mit dem Gedanken schwanger. „Wir treten jetzt als Geburtshelfer auf und erwarten die Entbindung am 16. September“, kündigte Christiansen an. An diesem Tag werde die neue „Breitband gesellschaft“ in Struckum gegründet. Christiansen rief Handel und Gewerbe auf, das Vorhaben durch Mitgliedschaft zu unterstützen. Ausdrücklich begrüßte er die Zusage der Eon Hanse, sich an der neuen Gesellschaft zu beteiligen. „Wir erwarten keine große Rendite auf das eingesetzte Kapital. Aber wir erwarten eine große Wertsteigerung für unsere Region.“
Südtonderns Amtsdirektor Otto Wilke ermunterte die zahlreich erschienenen Bürgermeister, Gemeinde- und Stadtvertreter, die positive Aufbruchstimmung zur Gründung der Breitband-Gesellschaft mit in die Gemeinden zu tragen. Er verdeutlichte, dass die Glasfaserleiter vom letzten Kabelverzweiger bis in die Haushalte hinein, aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht mit öffentlichen Mitteln gefördert werden dürfen. Deshalb sei ein Konzept der Kommunen von der Landesregierung abgelehnt worden. Die Arge Netz habe daraufhin ein Konzept zur privatwirtschaftlichen Finanzierung erstellt. „Dieses Konzept wird für das gesamte Bundesland Vorbildfunktion haben“, zeigte sich Wilke zuversichtlich.
Die Gesamtinvestition für die Breitband-Anbindung in den Ämtern Südtondern und Mittleres Nordfriesland sowie der Gemeinde Reußenköge umfasst rund 60 Millionen Euro, erklärte Dr. Martin Grundmann, Beauftragter der Arge. Nach dem Geschäftsmodell werde die Breitband-Gesellschaft das Netz betreiben und die Nutzung anbieten. Über Netznutzungsentgelte erziele die Gesellschaft Einnahmen. „Die Investitionen lohnen sich dann, wenn eine Anschlussquote an das Glasfasernetz von 80 Prozent erreicht wird.“ Sobald sich 60 Prozent der Bürger bereit erklärt hätten, Verträge der Anbieter zu unterzeichnen, werden die Tiefbauarbeiten der Kabel beginnen, kündigte Grundmann an. Der Startschuss für die Verlegung der Kabel soll im nächsten Frühjahr fallen. „Die Absicht ist jedes Haus, jeden Betrieb und jeden Windpark mit Glasfasernetz zu versorgen.“
Diplom-Ingenieur Uwe Krabbe, Inhaber des Ingenieurbüros LAN Consult in Hamburg, erklärte technische Details und sicherte zur Geschwindigkeit der Datenübertragung zu: „Wir wollen ein Gigabyte pro Sekunde realisieren.“ Für die erforderlichen Tiefbauarbeiten müsse fast jede Straße aufgebuddelt werden. Aber, beruhigte er, die Arbeiten für einen Straßenzug würden nur rund einen halben Tag andauern.
Dr. Jan Miksch, Geschäftsführer der Firma PSCP in Berlin, wies auf die lange Lebensdauer der Glasfasertechnik hin. Er gehe von einer Betriebsdauer bis Ende des Jahres 2040 aus – einem Zeitraum der ausreiche, um die Investitionen zu amortisieren. Geplant sei, den Ausbau des Netzes bis zum Jahr 2016 fertig zu stellen. Die Investitionskosten für Glasfaser, Leerrohre und Hausanschlüsse von 60 Millionen Euro sollen zu 20 Prozent aus Eigenkapital (Gesellschafterdarlehen) und zu 80 Prozent durch Fremdkapital (Darlehen von Banken) finanziert werden. Rechtsanwalt Dr. Henrik Bremer aus Hamburg erläuterte, dass die Eon Hanse eine Beteiligung mit einem Anteil von 25,1 Prozent angekündigt. Dr. Derek Meier, Leiter des Breitband-Kompetenzzentrum Schleswig-Holstein, freute sich über die Initiative, die durch das Kompetenzzentrum mit großem Wohlwollen begleitet werde.
Um die Investitionskosten aufzubringen, will die Arge Netz um weitere Kommanditisten für die Breitband-Gesellschaft auch auf der nächsten Informationsveranstaltung im Bereich Amt Mittleres Nordfriesland werben.