Wenn für Schaumburg von flächendeckender Breitbandversorgung die Rede ist, können vor allem die Bewohner kleiner und abgelegener Gemeinden in vielen Fällen nur leise schmunzeln.
Landkreis. Die sogenannten „weißen Flecken“ gibt es trotz umfangreicher Maßnahmen in der Vergangenheit nach wie vor, und auch in manchen „versorgten“ Gebieten bewegen sich die Übertragungsraten im Minimalbereich von zwei Megabit pro Sekunde.
Einzelne Gemeinden hatten und haben in solchen Fällen so gut wie keine Möglichkeit, etwas zu ändern. Jetzt hat der Landkreis in Zusammenarbeit mit sämtlichen Schaumburger Gemeinden ein Großprojekt angeschoben, das eine wirklich flächendeckende und gute Versorgung auch für kleine Gemeinden ermöglichen soll, und das vom Land und von der EU gefördert wird, berichtet Landrat Jörg Farr. Das Ingenieurbüro „Lan Consult Hamburg“, die deutschlandweit mehrere dieser Projekte betreut, hat nun auch für Schaumburg den Auftrag zur Umsetzung erhalten.
Das Projekt teilt sich in zwei Phasen: Als erstes soll umfassend die aktuelle Situation in Schaumburg analysiert werden. Danach stehen die nötigen politischen Entscheidungen an – auf Basis von Kostenaufstellungen und Bedarf der Bürger –, ob und in welchem Umfang in jeder Gemeinde investiert werden soll.
Das Ziel wird im Wesentlichen der Einbau weiterer Glasfaserkabel sein, um die Voraussetzungen für eine gute Internetverbindung für jeden einzelnen Haushalt zu optimieren und am Ende eine Übertragungsrate von mindestens 30 MBit/s statt der bisherigen zwei MBit/s zu erreichen.
„Natürlich soll nicht flächendeckend ausgebaut werden“, betont Dieter Schulz vom Breitbandkompetenzzentrum Niedersachsen, „sondern nur dort, wo jetzt noch Unterversorgung herrscht und wo sich in den nächsten drei Jahren auch garantiert nichts tun wird.“ Wollen nämlich Telekommunikationsunternehmen bereits in ein Gebiet investieren, darf der Landkreis dort nicht selbst tätig werden.
Etwa 70000 bis 80000 Haushalte gibt es in Schaumburg, verteilt auf etwa 46000 Häuser, sagt Uwe Krabbe von „Lan Consult Hamburg“. Nach ersten Schätzungen seien von einer extrem niedrigen Versorgungsrate etwa 15000 Häuser betroffen. Exakte Zahlen soll die jetzt anstehende „Sondierungsphase“ bringen. Das Besondere daran: Für die Planungen und Berechnungen sollen keine Durchschnittswerte herangezogen werden. Im idealen Fall lässt jeder einzelne Haushalt seine aktuellen Voraussetzungen und Wünsche einfließen. Zu diesem Zweck wurde auf der Homepage des Landkreises bereits eine entsprechende Umfrage angelegt.
Ist diese Phase abgeschlossen, gilt es, Entscheidungen zu treffen über das Wie und Wieviel. Grundsätzlich gibt es zwei Lösungsansätze: FTTC und FTTB. Bei der „kleinen Lösung“, FTTC („Fabre to the curb“/„Faser zum Bordstein“), werden die Verbindungen vom Hauptverteiler bis zu den Kabelverzweigern der betreffenden Gemeinden durch Glasfaserkabel erneuert. Bei der „großen Lösung“, FTTB („Fabre to the building“/„Faser zum Gebäude“), werden außerdem von diesen Verzweigern Glasfaserkabel zu jedem einzelnen Gebäude gelegt.
„Das Problem bei FTTC ist, dass die Kupferkabel von den Verteilern immer große Verzögerungen in der Übertragung bewirken“, erklärt Krabbe. Bei abgelegenen Gemeinden komme hinzu, dass diese zum Teil gar keinen eigenen Verteilerkasten haben. Und je größer die Entfernung zum Verteiler, desto langsamer die Verbindung. FTTB sei der „Königsweg“. Langfristig sei das die bessere Lösung, aber auch mit wesentlich höheren Investitionen verbunden. Nach seinen bisherigen Erfahrungen liegen die Kosten bei einem Landkreis wie Schaumburg für die FTTB-Lösung im hohen zweistelligen Millionenbereich. Auch Straßen müssten in großer Zahl aufgerissen werden. „Deshalb brauchen wir bei der Vorbereitung auch die Beteiligung der Bürger“, um herauszufinden, was diese überhaupt wollen und erwarten, so Krabbe.
Der Landkreis bittet alle Bürger, sich an der Umfrage zu beteiligen, um einen möglichst umfassenden Einblick in die tatsächliche Breitband-Versorgung in Schaumburg zu erhalten. Der Umfragebogen findet sich im Internet unter www.schaumburg.de, Unterpunkt: Bürgerservice – Online-Befragung Breitband. kle
Quelle: www.sn-online.de vom 27.04.2014 mit freundlicher Genehmigung