Datenautobahn in jedes Dorf

Breitband-Zweckverband im mittleren Schleswig-Holstein schreibt 59-Millionen-Projekt aus – Ziel: 100 Megabit für jedes HausDatenautobahn in jedes Dorf
Die europaweite Ausschreibung läuft. Damit hat der Zweckverband für die Breitbandversorgung im mittleren Schleswig-Holstein den entscheidenden Schritt zu seinem ehrgeizigen Vorhaben getan. Das Konzept für die Datenautobahn in jedes Dorf des Gebietes steht: Gesucht wird ein Unternehmen, das die Planung umsetzt, so dass Informationen per Lichtgeschwindigkeit jedes Haus der Ämter Eiderkanal, Fockbek, Hanerau-Hademarschen, Hohner Harde und Jevenstedt erreichen oder verlassen können.

Rund 59 Millionen Euro müssen investiert werden, um Glasfaserkabel in den insgesamt 45 Gemeinden auf dem flachen Land zu verlegen. Nach dem Grobkonzept sollen 625 Kilometer Rohrleitungen verlegt werden, damit jedes, auch noch so abgelegene Haus einen Anschluss mit 100 Megabit Leistung erhalten kann. Damit wird es nicht nur möglich, im Internet zu surfen und E-Mails zu verschicken, sondern auch zu telefonieren und fernzusehen.

„Wir wollen, dass der ländliche Raum für die Menschen lebenswert bleibt“, sagte Jevenstedts Amtsvorsteher Hans Hinrich Neve, der auch dem Breitband-Zweckverband vorsteht, der von den fünf beteiligten Ämtern getragen wird. Der Anschluss an die neue Kommunikations- und Informationstechnik werde immer wichtiger – für die Betriebe ebenso wie für Familien mit Schulkindern. „Es geht um die Zukunft der Region“, stellte Neve fest. Denn bei der Entscheidung über eine Ansiedlung sei die Breitbandversorgung mittlerweile häufig ausschlaggebend. Insgesamt könnten 23 000 Haushalte und Firmen angeschlossen werden.

„Wir hatten gehofft, schon im vergangenen Jahr starten zu können“, erklärte Dietmar Böhmke, der als „Leitender“ des Amtes Jevenstedt die Geschäfte des Zweckverbandes führt, der bereits im Mai 2010 gegründet wurde. Aber es seien erhebliche bürokratische Hürden zu überwinden gewesen, aber wichtig sei es gewesen, Rechtssicherheit zu erlangen. Daher habe sich der Zweckverband, der sich als kommunaler Träger im privatwirtschaftlichen Wettbewerb betätige, von eine Experten-Team beraten lassen. „Mit der 100-Megabit-Leistung am Haus heben wir uns von den Anbietern im Umfeld ab“, stellte Böhmke fest. Außerdem betonte der Verwaltungsleiter: „Mit unserem Projekt werden die kommunalen Haushalte nicht belastet.“ Die Finanzierung erfolge über die Pachteinnahmen, die der künftige Projektbetreiber an den Zweckverband zahlt. Bei der Nutzung des Gesamtpakets komme auf den Kunden eine Gebühr von 50 bis 70 Euro zu, erläuterte Bernd Sienknecht, Breitband-Sachbearbeiter im Amt.

„Wir möchten noch Ende des Jahres den ersten Spaten in die Erde stechen“, sagte Verbandsvorsteher Neve. Wie schnell der Ausbau vorankomme, wenn ein Partner gefunden worden sei, das liege dann auch bei den Bürgern, ergänzte Dietmar Böhmke, der darauf hinwies, dass der Zweckverband das Vorhaben auch während der ganzen Bauzeit begleitet. „Da wo der größte Bedarf ist, wird mit dem Ausbau begonnen“, erklärte Uwe Krabbe, Berater von der Firma Lan Consult, Hamburg. Bei einer Anschluss-Quote von 60 Prozent rechne sich das Konzept. Der Ingenieur zeigte sich guten Mutes, dass am Ende der auf insgesamt sechs Jahre angelegten Bauzeit, die Begeisterung für den Glasfaser- Anschluss auf beinahe alle übergreifen werden. Krabbe geriet ins Schwärmen: „Das ist, als wenn man von der Pferdekutsche ins Düsenflugzeug umsteigt.“