Landkreis – (kp) · Es klang wie eine richtig gute Nachricht in Sachen Internet und Breitband: Im bundesdeutschen Vergleich ist der Landkreis Verden eines der topversorgten Gebiete, erklärte Fachmann Uwe Krabbe am Mittwoch nämlich dem Planungs-, Wirtschafts-, Verkehrs- und Bauausschuss des Kreises. Aber wie vieles im Leben war auch diese Aussage sehr relativ.
Denn erstens belegt Deutschland international gesehen nicht gerade einen Spitzenplatz, weil hierzulande die meisten Daten über die 150 Jahre alte Kupferdrahttechnik übertragen werden. Und zweitens gibt es auf der Breitband-Karte des Landkreises noch viele weiße Flecken, gerade im ländlichen Bereich. Für Gewerbetreibende dort sei dies ein Standortnachteil.
Breitband, das ist nach EU-Standard eine Up- und Download-Geschwindigkeit von zwei Megabits pro Sekunde. Und selbst das ist, wie Krabbe demonstrierte, nicht wirklich schnell. Es wäre jedoch für Ortschaften wie Badenermoor, Ottersberg-Bahnhof, Schafwinkel, Felde oder Ritzenbergen schon ein Fortschritt.
Kurzfristig sollte der Bedarf dort, wo er am dringlichsten sei, mittels anderer Technik gedeckt werden, empfahl Uwe Krabbe. ?Sie werden um Übergangslösungen nicht herum kommen.?
Der Internet-Zugang über ein vorhandenen TV-Kabel sei durchaus eine gute Alternative, meinte Krabbe. Allerdings sei die Übertragungsrate abhängig davon, wie viele Nutzer gleichzeitig an einem Kabel hingen. Für Gewerbe sei diese Technik also nicht empfehlenswert.
Mittelfristig sollte der Landkreis daher die Verbesserung des DSL-Netzes anpeilen. Informationen werden hier per Kupferdraht vom Hauptverteiler an so genannte Kabelverzweiger und von dort in die Haushalte gesendet. Je weiter jemand von einem Hauptverteiler entfernt sei, desto schlechter werde das Signal, so Krabbe.
Hilfreich sei ein Überbau, also das Verlegen eines Glasfaserkabels zwischen Hauptverteiler und Kabelverzweiger. Erste Schritte in diese Richtung wurden bereits gemacht. So sind Anträge auf eine finanzielle Förderung für Bollen, Hutbergen, Weitzmühlen, Wittlohe, Otersen und Hohenaverbergen gestellt. Und der Ausschuss sprach sich einstimmig für die Ko-Finanzierung seitens des Kreises aus. Fließen die Fördergelder, müssen die Maßnahmen bis Ende 2011 umgesetzt sein.
Als dritte Alternative, anwendbar in Spezialfällen, schlug Uwe Krabbe Funk zur Datenübertragung vor. Für die abgelegene Ortschaft Benkel im Flecken Ottersberg sei dies sogar die einzige Möglichkeit, die Internet-Versorgung schnell zu verbessern.
Langfristiges Ziel sollte die komplette Erschließung des Landkreises via Glasfaser sein, empfahl Diplom-Ingenieur Krabbe. ?Aber das ist eine große Maßnahme, die lange dauern wird?, schränkte er ein.
Bei einer Trassengesamtlänge von knapp 194 Kilometern liege die Investition bei etwa 142 Millionen Euro, rechnete Krabbe dem Ausschuss vor und nannte auch gleich die zu erwartende jährlich Rendite: vier Millionen Euro. Das sei großen Netzbetreibern zu wenig, wusste Krabbe aus Erfahrung. Er empfahl, sich andere Partner zu suchen. Oerel im Kreis Rotenburg habe bereits vorgemacht, dass sich so auch kleine Gemeinden an die schnelle Datenautobahn anschließen könnten.